04.11.2022
Tag 2: Der Champion steigt auf sein Bike
Nach einer kurzen Nacht geht es für Nino los ins Gebirge. Er begleitet die mobile Praxis nach Hamohale. Eine Ortschaft so abgelegen, dass man sie auf der Landkarte nicht findet.
Es war eine kurze Nacht. Um möglichst früh bei der mobilen Praxis in Mokhotlong zu sein, geht es um 5.30 Uhr von Butha-Buthe aus los. In Mokhotlong steigt Nino heute früh in seinen Sattel. Es geht nach Hamohale, eine Ortschaft, die man auf einer Landkarte nicht findet. Um medizinische Hilfe zu bekommen, müssen die Menschen dort mindestens zwei Stunden zu Fuss gehen – so weit ist das nächstgelegene Gesundheitszentrum Malefiloane entfernt.
«Aber auch ein solches abgelegenes Gesundheitszentrum ist nicht vergleichbar mit dem, was wir uns in der Schweiz gewohnt sind», betont Nino.
Nach 35 Kilometern kommt Nino mit seinem schlammverschmierten Bike in Hamohale an. Der Weg war teilweise sehr steil und steinig, weshalb Nino auf seinem Mountainbike oft schneller war als der zu einer Praxis umgebaute Geländewagen. Die Kinder freuen sich riesig über den sehr ungewohnten Besuch und wollen selbst auf das Mountainbike steigen. Ein solches Gefährt verirrt sich wohl, wenn überhaupt, nur selten zu ihnen.
Die mobile Praxis ist heute auf dem Areal einer Schule, damit zusätzliche Räumlichkeiten für Konsultationen genutzt werden können. «In Hamohale wird die mobile Praxis nicht nur Patient:innen aus dem Dorf betreuen, sondern auch solche, die von noch weiter her zu Fuss hergekommen sind. Einige von ihnen haben mehrere Stunden zurückgelegt», erklärt die zuständige Dorfgesundheitsberaterin Mamamello Masiu Nino im Gespräch, während Laetitia Tanka übersetzt. Laetitia Tanka ist Mitarbeiterin von SolidarMed und zuständige Pflegefachfrau der mobilen Praxis in Mokhotlong. Der Unterschied, welche die Praxis auf vier Rädern für diese Menschen macht, ist sehr gross.
«Es ist schon ein komplett anderes Leben, in das die Kinder hier reingeboren werden als bei uns»
Nino Schurter, Botschafter SolidarMed.
55 Patient:innen wurden heute betreut. Das ist viel weniger als die über 100, die man erwartet hat. «Der starke Regen in der Nacht hat den Bach zu einem Fluss gemacht, weshalb die Menschen auf der anderen Seite nicht kommen konnten», berichtet Laetitia Tanka. Man hofft, dass es keine Notfälle gab.
«Es ist schon ein komplett anderes Leben, in das die Kinder hier reingeboren werden als bei uns», sinniert Nino beim Abendessen zurück im Gästehaus. Er wird die mobile Praxis morgen für einen weiteren Tag begleiten.
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