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20.06.2022

«Wir dürfen den Kampf gegen Aids nicht aufgeben»

Der 41-jährige Kuda Madzeke ist seit Oktober 2021 der Landeskoordinator von SolidarMed in Simbabwe und damit zuständig für die Umsetzung aller Projekte in Simbabwe. Im Gespräch erzählt er, was im Kampf gegen Aids unternommen werden muss und was seine Vision für SolidarMed ist.

Kuda Madzeke (2. von rechts) und sein Team im Austausch mit Patienten des Chikuku-Spitals.

Kuda, du hast insgesamt schon 18 Jahre für NGOs im Gesundheitsbereich gearbeitet. Was hat dich dazu bewegt, zu SolidarMed zu wechseln?

Mich hat der Ansatz von SolidarMed überzeugt, eng mit dem Gesundheitsministerium und weiteren Partnern zusammenzuarbeiten. SolidarMed gibt ihnen Wissen aus den eigenen Projekten gezielt weiter und ermutigt sie, erfolgreiche Ansätze weiterzuführen und weiterzudenken. So wirkt ein Projekt weit über die einzelne Region hinaus. Mich interessierte aber auch der Wunsch von SolidarMed, innerhalb von Simbabwe noch zu wachsen. Ich habe bei der NGO Africaid Zvandiri aus Simbabwe einen ähnlichen Wachstumsprozess begleitet und möchte diese Erfahrung nun einbringen.

Du hast bisher fast ausschliesslich im Bereich HIV/Aids gearbeitet. Liegt dir das Thema besonders am Herzen?

Grundsätzlich begeistere ich mich für den ganzen Gesundheitsbereich, deshalb habe ich nach meinem Studium in Psychologie und Demografie schliesslich in Health Studies promoviert. Aber HIV/Aids, vor allem bei Jugendlichen, interessiert mich besonders stark. Es besteht nach wie vor ein riesiger Bedarf an Mitteln, um die Epidemie zu bekämpfen, und zwar auf allen Stufen: vom Verhindern der Ansteckung über die korrekte Einnahme der Medikamente bis hin zur Behandlung schwerer Fälle. Das macht mir aber auch Sorgen, wenn ich an die Zukunft denke.

Kuda Madzeke (links) mit seinem Team bei der Vorbereitung einer Umfrage mit Patienten von nicht-übertragbaren Krankheiten im Distrikt Buhera.

Warum machst du dir Sorgen?

Ich stelle fest, dass das Interesse der Geldgeber:innen am Thema HIV abnimmt und eine Art Finanzierungsmüdigkeit aufkommt. Der Kampf gegen Aids dauert schon jahrzehntelang und wir haben viel erreicht. Aber wir dürfen jetzt nicht aufhören! Viele Leute, die sich als Baby von ihren Müttern angesteckt haben, sind nun im Alter, eine eigene Familie zu gründen. Hier gilt es, die Übertragung auf ihre Nachkommen zu verhindern. Und wir müssen dringend noch jene Leute finden, die HIV-positiv sind, aber bisher keine Medikamente einnehmen. Wenn wir jetzt nicht weitermachen, gehen die bisher erzielten Erfolge wieder zunichte.

Was muss konkret passieren?

Einerseits müssen sich die Leute wieder mehr für HIV/Aids interessieren, vor allem unsere Geldgeber:innen. Andererseits müssen wir neue Formen austesten, um die HIV-infizierten Leute zu finden und zu sensibilisieren. Eine Möglichkeit bieten hier digitale Medien und Plattformen. Eine solche Plattform habe ich mitentwickelt bei meiner Arbeit für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). Ziel war, dass sich junge Leute mit HIV untereinander austauschen und sich auch auf nationaler Ebene für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte einsetzen können.
 

«Wenn wir jetzt nicht weitermachen, gehen die bisher erzielten Erfolge wieder zunichte.»

Kuda Madzeke – Landeskoordinator, Simbabwe

Auch SolidarMed setzt in Simbabwe zunehmend solche eHealth-Methoden ein, etwa indem Leute ihre Testresultate auf dem Handy erhalten und dadurch den weiten Gang zum Gesundheitszentrum sparen. Ist eHealth die Lösung aller Probleme?

Das Potential ist sicher sehr gross. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass nicht alle Leute Zugang zum Internet haben. Im erwähnten Projekt von UNDP haben wir gesehen, dass manche jungen Leute zwar ein Handy besitzen, aber ohne Internetzugang. Andere hatten nicht einmal ein Handy. Deshalb haben wir Gruppen erstellt, von denen je mindestens eine Person festen Zugang zum Internet hat oder durch uns erhält. Diese Person informiert dann die anderen und gemeinsam haben alle Zugang und können auf die digitalen Netzwerke zugreifen.

Was ist deine Vision für SolidarMed in Simbabwe?

Ich möchte SolidarMed darin unterstützen, weiterhin als Vermittlerin zwischen verschiedenen Akteur:innen im Gesundheitswesen zu agieren. Zusätzlich sehe ich Potential darin, die Projekte noch enger abzustimmen mit anderen Organisationen. Zum Beispiel könnte SolidarMed im Bereich HIV die Grundversorgung der Patient:innen anderen Organisationen überlassen und sich auf die Versorgung von Patient:innen mit Medikamenten-Resistenzen fokussieren. Solche Partnerschaften würden auch der oben erwähnten Müdigkeit entgegenwirken und wir könnten zusätzliche Geldgeber:innen für uns gewinnen.

Was unternimmst du, um Distanz zur Arbeit zu finden und dich zu erholen?

Ich bin ein Outdoormensch. Ich reise sehr gerne, lerne gerne andere Kulturen kennen. Ich freue mich auch schon sehr, im Mai das erste Mal in die Schweiz zu kommen und das Team in Luzern kennen zu lernen!


SolidarMed in Simbabwe

SolidarMed setzt sich für die Gesundheit von Neugeborenen, Müttern und Jugendlichen ein. Wir unterstützen die Behörden mit vielfältigen Initiativen dabei, die medizinische Grundversorgung in der Provinz Masvingo zu verbessern. Zusammen mit lokalen Partnern und Partnerinnen entwickeln wir vielversprechende eHealth-Projekte.

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